Wichtige Punkte und Balsam im Landesliga-Abstiegskampf: Der TuS Sulingen hat mit reichlich Mentalität und hohem Laufpensum am Mittwochabend vor 230 Zuschauern einen 3:1 (2:1)-Sieg im Derby beim TSV Wetschen eingefahren, der dadurch Federn im Kampf um die vorderen Plätze ließ. In der Nachspielzeit verloren die Blau-Gelben zudem noch Ramiz Pasiov, der etwas zu lange applaudiert hatte.
Wetschen – Julian Miklis keuchte nach der x-ten Umarmung im Kollegenkreis. „Ich glaube, ich bin noch nie so viel gelaufen wie heute“, gestand der Mittelfeldmann des TuS Sulingen. Doch das Pensum des 25-Jährigen und seines gesamten Teams hatte sich gelohnt: Mit reichlich Einsatz und Effizienz triumphierte der abstiegsbedrohte Fußball-Landesligist am Mittwochabend beim Aufstiegskandidaten TSV Wetschen mit 3:1 (2:1). „Ich muss den Jungs einen Riesen-Respekt zollen, was sie hier trotz unserer vielen Verletzten für eine läuferische und kämpferische Leistung gezeigt haben“, urteilte TuS-Trainer Iman Bi Ria stolz, blickte aber schon gleich nach vorn: „So muss es die nächsten neun Spiele weitergehen.“
Für Wetschen war es hingegen das erste Spiel nach fast sechs Wochen, „und vielleicht lag es wirklich am fehlenden Rhythmus“, mutmaßte TSV-Coach Oliver Marcordes. „Uns fehlten die Ideen, die Lauf- und Passwege stimmten nicht – aber da muss man die Jungs nach so langer Zeit auch vielleicht in Schutz nehmen.“
Härter ins Gericht mit sich und seiner Mannschaft ging Wetschens Finn Raskopp: „Wir haben drei nachträgliche Ostergeschenke verteilt“, rügte der Rechtsverteidiger – und meinte damit auch seine Szene vor dem späten 1:3. „In der zweiten Halbzeit haben wir nicht einen vernünftigen Spielzug zustande bekommen.“
Zunächst schien für den Favoriten vor 230 Zuschauern alles nach Plan zu laufen: Nach zwei Minuten musste TuS-Keeper Eric Schröder per Fußabwehr gegen den zentral durchgebrochenen Philip Kürble retten, 60 Sekunden später grätschte Lennart Bors eine scharfe Rechtsflanke von Kürble haarscharf am zweiten Pfosten vorbei. Ähnlich knapp daneben setzte Ricardo Tenti ein Kürble-Zuspiel (8.). Und erneut Tenti scheiterte freistehend an Schröder (15.). Wetschen hätte schon früh alles klar machen können, gestand Sulingens Stürmer Janik Dieckmann: „Es hätte 3:0 stehen können.“ Stattdessen jubelten die Sulinger – dank Dieckmann: Nach einem schnell ausgeführten Einwurf und Pass des ungemein agilen Lennart Greifenberg brachte er einen Flachschuss von links im langen Eck zum 1:0 unter (17.). Kurz darauf erhöhte Jan Rabens sogar, als sein Schuss unter TSV-Torwart Tim Becker hindurch flutschte (20). „Aber so weit darf es gar nicht erst kommen“, ärgerte sich Marcordes über den vorherigen Ballverlust im Mittelfeld.
Jetzt ging es rauf und runter: Becker verhinderte im Rauslaufen gegen Greifenberg das 0:3 (22.), Schröder parierte im Flug gegen Bors (24.), und nach seiner dritten gefährlichen Szene durfte Tenti jubeln: Eine Maßflanke von Finn Raskopp köpfte er aus vier Metern wuchtig zum 1:2 ein (29.).
„In der Halbzeit habe ich den Jungs gesagt, dass es auch anders herum hätte stehen können“, berichtete Bi Ria aus der Kabine. „Also wollten wir uns nach der Pause erst mal zurückziehen und Wetschen kommen lassen.“
Was an dem Plan hakte: Wetschen kam nicht. Das missfiel auch Marcordes, der nach einer Viertelstunde Christoph Hainke neu für die Offensive brachte. Doch die besseren Szenen hatten danach die Gäste: Becker verkürzte gut den Winkel gegen Dieckmann (62.) und rettete bei einem Schuss von Julian Fehse, der ohnehin viele Szenen hatte (66.). Auf der anderen Seite scheiterte der eingewechselte Hinnerk Mittendorf an Schröder (71.), und kurz darauf zwang Greifenberg Becker zur Parade (75.).
Zehn Minuten vor Schluss warf Marcordes alles nach vorn, ließ nur noch Finn Raskopp, Joshua Heyer und Kai Wessels in der Abwehr zurück, beorderte die kopfballstarken Innenverteidiger Sören Sandmann und Ramiz Pasiov ins Mittelfeld. Doch Sulingen hielt dem Druck nicht nur stand, sondern konterte auch schnell – und entschied so das Spiel: Cemet Ac luchste Finn Raskopp den Ball ab, zog von links davon und markierte das 3:1 (87.). „So etwas passiert Finn sonst auch nicht“, wusste sein Coach.
Die Schlussphase verbrachten die Wetscher zu zehnt, weil Ramiz Pasiov Schiri Nils Haak etwas zu lange und zu hämisch applaudierte und dafür binnen sechs Sekunden erst Gelb und dann Gelb-Rot sah (90.+1).
Wetschen: Becker - F. Raskopp, Pasiov, Sandmann, Thiry (59. J. Heyer) - Wessels, Reinking (85. Schwierking) - Kürble, Bors, Tenti (69. Mittendorf), M. Raskopp (59. Hainke)
Sulingen: E. Schröder - Klare, Hibbeler, Uschpol, Park - Miklis, Greifenberg - Ac, Fehse, Dieckmann (69. Rudi/85. Schmidt), Rabens
Tore: 0:1 (17.) Dieckmann, 0:2 (20.) Rabens, 1:2 (29.) Tenti, 1:3 (87.) Ac
Bes. Vorkommnis: Gelb-Rote Karte gegen Pasiov (90.+1) wegen Meckerns
Schiedsrichter: Nils Haak (SV Puma Göttingen).
Text & Bild: Cord Krüger (Kreiszeitung)
TSV Wetschen
TuS Sulingen
Landesliga Hannover · 23. Spieltag